Am 1. Adventswochenende richteten die Hamburger Jujutsu- und Sportvereine „NTSV“ und „WTSV Concordia“ einen Goshin Jujitsu Lehrgang mit dem walisischen Renshi Barry Davis aus.
Die Matte in der Wandsbeker Sporthalle war prall gefüllt. Vom 5.Kyu bis zum 6. Dan, wollten ambitionierte Ju-Jutsuka Einblicke in den Stil des Walisers bekommen, den eine jahrelange Freundschaft mit HJJV-Prüfungsreferent und Trainer Olaf Bertram verbindet.
Gut gelaunt ging es, nach einer kurzen Eingewöhnung an den walisischen Dialekt, direkt mit den ersten Techniken los. Dabei wurde schnell klar: Fliegen ist in Wales schöner.
Die gezeigten Techniken wussten durch ihre direkte Zielansprache, Beweglichkeit, Flexibilität sowie Dynamik zu bestechen. Bei der hohen Vielseitigkeit des Gezeigten ging zudem zu keiner Zeit die Eleganz verloren. Genauso wenig wie das eindrucksvolle Gefühl: „Das, was wir hier sehen, könnte auch auf der Straße wirklich funktionieren.“
Barry hat es sich sichtlich zum Ziel gemacht, den Teilnehmendem das gesamte Wurfrepertoire vorzuführen, welches JuJutsu zu bieten hat.
Neben „Zeigen“ war aber natürlich „Mitmachen“ angesagt. Trainiert wurden Hüftfeger, Selbstfallwürfe, Schulterrad, aber auch Würfe, die wir auf Prüfungen nur noch in der Kategorie „Variation von…“ finden. Wenn überhaupt.
Weiter ging es über diverse Hebelketten als Trainingsform im Boden. Immer ausgehend von einem Wurf – natürlich. Auch hier bestachen die Waliser durch eine sehr klare Führung des Partners sowie ungewohnte Schnelligkeit und Präzision in der Ausführung.
In der letzten Stunde wurde es dann noch einmal exotisch und den Teilnehmenden wurde etwas geboten, was in Deutschland sicherlich einzigartig ist. Bei etlichen am Mattenrand stand die Kinnlade offen, als sie „eingesprungene Außendrehwürfe mit wegsicheln“ oder „Hüftwürfe über den Rücken mit Salto“ sahen. Dabei war das Leuchten in den Augen nicht zu übersehen.
Die Intensität und der Druck sind beeindruckend und vielleicht im ersten Moment sogar einschüchternd. Um den Teilnehmenden also einen uneingeschränkten Einblick in seine robuste Kampfkunst zu geben, brachte Barry neben sich noch einige seiner Landsmänner und -frauen mit.
Das Partnerverhalten und Vertrauen war nichts weniger als beeindruckend. Mehr als einmal kniffen wir bei den spektakulären Techniken die Augen zu und hofften, dass alles gut geht – und das tat es. Präzision, Vertrauen und Körperspannung machten es möglich. Einige an der Matte ziehen hieraus sicher Inspiration genau diese wichtigen Punkte in Zukunft bei ihrem Training zu intensivieren.
Aber nicht nur Waliser folgten Barrys Ruf. Auch aus Belgien und Polen kündigte sich Besuch an. Eine Gemeinschaft für die Vielfalt unseres Sports, die in den nächsten Jahren weiter wachsen wird, wenn man sich die glücklichen, motivierten Gesichter ansah. Der Hunger nach mehr, den dieser Lehrgang geweckt hat, wird sicher auch künftig genährt werden.
Auch wenn das Hamburger Lehrteam und einige Vereine an diesem Wochenende nur vereinzelt vertreten waren, bedeutet das keinesfalls, dass die gezeigte Vielfalt weniger geschätzt würde. Im Gegenteil: Lehrgänge wie dieser zeigen eindrucksvoll, dass unterschiedliche Stile, neue Perspektiven und frische Impulse unterstützt und als Bereicherung für den gesamten HJJV verstanden werden.
Abschließend muss noch einmal betont werden, dass Goshin Juijutsu ganz anders ist, als die in unserem Gebiet verbreitete Gangart. Es ist eine Bereicherung und Ergänzung zu unserem System und so können wir uns vieles hinsichtlich Führen des Partners, Bewegungsformen oder auch direkter Zielansprache abschauen.
Vielen Dank an Barry und natürlich den Vereinen für die Organisation und die Chance auch in Zukunft Vielfältigkeit auf den Hamburger JuJutsu Lehrgängen zu zeigen.
Text und Bilder von Carolin Wittenbrink
