In Zusammenarbeit der HJJV-Ressorts „Inklusion“ und „Gleichstellung“ präsentierte unser Verband ein Selbstverteidigungs-Seminar, bei dem Menschen mit Sehbehinderungen und Ju-Jutsu Trainer*innen gemeinsam lernten und jede Menge Spaß hatten.

Bildunterschrift
Assistenzhündin Yindi nimmt ihren Job sichtlich ernst:
Hier – ähm… unterstützt sie Frauchen Simone beim Rückentraining 🙂
Bildbeschreibung:
Simone macht gerade Yoga bei Leni mit.
Sie kniet im Vierfüßlerstand auf ihrer Yogamatte und lacht. Der Grund ist, dass Yinidi, ihre schwarze Rieseschnautzer-Assistenzhündin sich neben sie gelegt hat und damit die Übung deutlich erschwert:
Das Tier hat sich mit Kopf und Vorderpfote unter Simones linkem Arm hindurchgeschoben, um sich an sie zu schmiegen.
„René steht vor mir und ich halte mit meiner rechten Hand sein rechtes Handgelenk fest. Jetzt ergreift René mit seiner freien linken Hand seine Rechte und zieht sie zu sich hin. Könnt Ihr Euch das vorstellen?“ So in dieser Art klangen die Ju-Jutsu-Technikanleitungen in der Halle der Landessportschule Hachen/NRW am vergangenen Wochenende.Bereits zum fünften Mal waren hier Menschen mit Sehbehinderungen zusammengekommen, um sich mit der Ju-Jutsu-Selbstverteidigung zu beschäftigen. Angeleitet wurden sie von Carsten Prüßner, Fatma Keckstein, Thomas Menzel und 4 weiteren Ju-Jutsu-Trainer*innen. Einen Lernerfolg gab es sowohl für die Teilnehmenden als auch die Trainer*innen, denn bei jemand, der einen kaum oder gar nicht sieht, klappt das Beibringen durch bloßes Vormachen nun mal nicht. Darum muss jede Bewegung akkurat beschrieben werden. Diese Herausforderung ist für Trainer*innen ein wertvolles Unterrichtstool, denn die Fähigkeit, das eigene Tun in Worte zu kleiden, ist für alle Menschen hilfreich, auch wenn sie sehend sind.Wie immer war das Zusammenleben in der Sportschule auch außerhalb der Trainingseinheiten intensiv, denn Assistenz wurde in vielen Situationen gern angenommen, sei es am Buffet des Speisesaals, beim Auffinden von Gegenständen oder der Begleitung auf den Wegen im und um das Gebäude.
Eine wunderschöne unerwartete Auswirkung unseres Aufenthalts zeigte sich an unserem dritten Tag vor Ort: Teenies aus einer anderen Gruppe, begannen, sich spontan einzubringen und zählten unserer Leni am Buffet auf, welche Salatsorten es dort zur Auswahl gab. Die konnte zwar alles selbst sehen, war aber viel zu bezaubert, als dass sie es den Kids verraten hätte.
Es war eine tolle Zeit mit allen und ich freue mich auf ein Wiedersehen ja, liebe Sehenden – das sagt man so, denn die Sprache benutzen wir alle gleich 🙂
Bild 1 Beschreibung:
Technikübung „Verteidigung gegen einen Würgeangriff am Boden“: Jackie liegt auf dem Rücken und Patrick kniet neben ihrer rechten Seite. Seine Hände umschließen ihren Hals. Beide lachen.
Bild 2 Beschreibung: Technikübung „Verteidigung gegen einen Würgeangriff am Boden“: Mit links hält Jackie Patricks rechte Hand fest und ihre rechte Hand schießt gerade hoch zu Patricks Hals, wo sie einen Fingerstich in seine Drosselgrube simuliert. Ihr rechtes Knie hat sie ganz zu ihrem Brustkorb gezogen und von dort so weit nach rechts außen gedreht, dass ihr Schienbein nun fast waagerecht zwischen ihr und Patricks Bauch liegt. Ihre Miene drückt Entschlossenheit aus und Patrick schauspielert gekonnt ein schmerzverzerrtes Gesicht.
Bild 3 Beschreibung: Technikübung „Verteidigung gegen einen Würgeangriff am Boden“:
Jetzt hält Jackie mit beiden Händen Patricks rechten Arm fest und hat ihr linkes Bein vor Patricks Hals geschwungen. So bringt sie Patrick mit Zug am Arm und Druck des linken Beins sehr dynamisch rückwärts zu Fall.
Bilder und Text: Fatma Keckstein
