Keine Angst vorm Randori!

Ein Bericht vom Techniklehrgang „Komplexaufgabe und freie Anwendung“ mit Phillip Wiedemann und Sergej Balbuzki am 26.01.2019

In der Damenumkleide des LLZ gibt es keinen freien Zentimeter mehr als ich (etwas knapp) um 12:50 Uhr durch die Tür komme. Kein Wunder, der Lehrgang ist mit rund 60 Teilnehmern wiedermal extrem gut besucht. Schnell zeigt sich, dass es zwei Lager gibt bei diesem Lehrgang: die einen die sagen: „Endlich auf so ein Thema habe ich schon lange gewartet. Die freie Auseinandersetzung ist meine Paradedisziplin.“ Und die anderen, die eher nervös auf den Beginn des Lehrgangs warten, weil beide Aufgaben nicht gerade zu den Stärken gehören und man sich somit reichlich weit aus der Komfortzone begibt. Aber wie begegnet man nun zwei so unterschiedlichen Erwartungshaltungen?

Mit viel Ruhe, Entschleunigung und Kommunikation. Die beiden Referenten sind sich nämlich von Beginn an der Schwierigkeit ihres Themas bewusst und schaffen es mit ihrer ruhigen Art alle vermeintlichen Vorbehalte aus dem Weg zu räumen. Aber der Reihe nach:

Im ersten Teil des Lehrgangs zeigt Sergej wie man sinnvoll die Komplexaufgabe trainiert. Wie Präzision und Dynamik der Techniken erreicht werden können, ohne dabei hektischer und unkontrollierter zu werden. Immer wieder werden wir darauf hingewiesen noch langsamer und noch sauberer zu arbeiten. Statt fertige Kombinationen vor zu geben, lässt Sergej uns unsere Spezialtechniken mit immer anderem Fokus ausprobieren und ermuntert uns lediglich dazu, z.B. mal neue Eingänge für Würfe zu probieren. In dem Prüfungsfach „Komplexaufgabe“ geht es darum, mit wenigen bereits gut beherrschten Techniken zu überzeugen, erklärt er uns.

Im Anschluss an diesen ersten Teil folgt eine Pause mit Kaffee und Kuchen. Und dann geht es gestärkt zum zweiten Teil. Nun übernimmt Phillip mit dem Thema freie Anwendungsformen, Randori, oder Sparring, wie man in anderen Sportarten sagen würde. Dabei nimmt er sich viel Zeit um mit uns darüber zu sprechen, welche Vorbehalte es gegenüber dieser Trainingsform gibt, welche Vereinbarungen gelten müssen wenn ich mit meinem Partner die freie Auseinandersetzung üben möchte und welche Ziele damit verfolgt werden. Schließlich lässt uns Phillip in vielen verschiedenen und teilweise spielerischen Formen die freie Anwendung üben. Es wird viel gelacht und auch mal geflucht beim gegenseitigen Gürtelklauen, beim Randori-Schach und bei der asymmetrischen Auseinandersetzung, wo ein Partner oder beide Partner ihre Technikauswahl bewusst einschränken.

Beiden Referenten ist anzumerken, dass ihnen viel daran liegt den Spaß an den beiden Trainingsformen zu vermitteln und Ängste und Vorurteile abzubauen und das gelingt ihnen hervorragend. Im Nu sind drei Stunden um und es gab keine Blessuren, keine zu harten Schläge, kein unkontrolliertes Gebalge. Warum auch? Dieser Lehrgang hat wirklich gezeigt, dass man auch mit einem Europameister ganz entspannt Randori trainieren kann.

Alex Tews

 

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